Das gesamte Netzwerk von Luftverkehrsverbindungen einer Fluggesellschaft wird als das Flugnetz bezeichnet. Das Flugnetz einer Fluggesellschaft zu organisieren ist eine komplexe Aufgabe und wird als das Netzmanagement bezeichnet. Doch was genau ist die Aufgabe und das Ziel des Netzmanagements? In welcher Position befindet es sich in der Organisation einer Fluggesellschaft und welche Prozesse der Planung und Steuerung finden im Netzmanagement statt?
Aufgabe und Ziel
Die Aufgabe des Netzmanagements ist die wirtschaftliche Optimierung des gesamten Netzwerkes im Sinne der Fluggesellschaft. Das Ziel ist nicht nur die punktuelle Streckenoptimierung, sondern die Netzoptimierung durch die systematische Anpassung der Flugpläne an den Umsteigeverkehr. Das bedeute, dass innerhalb der Netzoptimierung einzelne suboptimale Strecken zugunsten eines Gesamtnetz-Optimums akzeptiert werden. Die Streckennetze von Kooperationspartnern aus diversen Regionen werden durch eine Flugplanangleichung zeitlich besser koordiniert. Um den Kunden eine möglichst nahtlose und reibungslose Reise bieten zu können, streben Fluggesellschaften durch Kooperationen und strategische Allianzen eine anschlussorientierte Verknüpfung an. So soll es ermöglicht werden, dass es Reisenden innerhalb des Netzwerkes kaum auffällt, dass mehrere Fluggesellschaften am Transport beteiligt sind.
Organisation
Stellung des Netzmanagements in der Organisation einer Fluggesellschaft:
Drei Phasen Modell
Das Netzmanagement ist eine sehr komplexe Aufgabe und essentiell für eine Fluggesellschaft. Mit dem Drei Phasen Modell werden die Aufgaben in verschiedene Stufen eingeteilt, so wird ein Überblick der Aufgaben behalten und die Prozesse der Steuerung und Planung des Netzwerkmanagements werden dargestellt.
1. Phase
Kapazitätsmanagement
Auch: Netzentwicklung
In dieser Phase dient die Unternehmensstrategie der Fluggesellschaft als Grundlage. Ein Prozess der ersten Phase ist die Kapazitätsdimensionierung, bei welchem es sich, mit Hilfe von Kennzahlen, um die Messung der möglichen Kapazität handelt. Für diese Berechnungen eignen sich die angebotenen Sitzkilometer, welche auch abgekürzt ASK (Available Seat Kilometers) bzw. SKO (Seat Kilometer Offered) genannt werden. Ein weiterer Faktor ist die Anzahl der Sitze der gesamten Flugzeugflotte. Zu beachten ist, dass sich der Kapazitätsbegriff im Luftverkehr immer auf bestimmte Relationen bezieht, wie zum Beispiel auf ein bestimmtes Verkehrsgebiet. Dann wird die Kapazität als Sitze pro Flugzeug mal Frequenz definiert. Daraus ergibt sich eine bestimmte Beförderungskapazität pro Periode auf bestimmten Relationen.
Des Weiteren ist die Flottenplanung eine Aufgabe im Kapazitätsmanagement. Dabei orientiert sich die Fluggesellschaft an diversen Bestimmungsgrößen für die Flottenplanung. Beispielsweise sind die vorhandene Flotte, interne Rahmenbedingungen wie Streckenrechte und externe Rahmenbedingungen, wie Flughafenstruktur oder auch Kooperationsaktivitäten, wie strategische Allianzen eine Bestimmungsgröße in der Flottenplanung. Zuletzt fallen auch Flugzeugbestellungen in die Phase der Netzentwicklung.
2. Phase
Flugplanung
Auch: Netzplanung
Der Flugplan einer Fluggesellschaft ist das Kernprodukt und ist von zentraler Bedeutung für den wirtschaftlichen Erfolg der Fluggesellschaft. Prinzipiell ist der Flugplan die Zusammenstellung der planmäßigen Flüge einer Fluggesellschaft für eine definierte Periode. Gewöhnlicherweise gibt es eine Winter- und eine Sommerflugplanperiode. Die erstellten Flugpläne müssen bei der Luftraumüberwachung angemeldet werden und die Veröffentlichung erfolgt durch Globale Vertriebssysteme, wie Flugplanheften, Broschüren und über das Internet.
Der Prozess der Flugplanung wird durch verschiedene Entscheidungsparameter beeinflusst, wie zum Beispiel durch:
3. Phase
Revenue Management
Auch: Netzwerksteuerung
In dieser Phase erfolgt die detaillierte Preisgestaltung. In früheren Zeiten unterlagen Luftverkehrsmärkte strengen Regulierungen, was dazu führte, dass Fluggesellschaften ihre Preise nicht selbst bestimmen konnten. Allerdings hat sich durch die Deregulierung insbesondere auf dem US-Inlandsmarkt und durch die Liberalisierung des Luftverkehrs innerhalb der EU die Preis- und Konditionenpolitik von Fluggesellschaften zu einem professionellen Preismanagement entwickelt. Der Preis für ein Flugticket hat eine wichtige Bedeutung, denn für viele Kunden ist dieser ein Kaufentscheidungskriterium. Die Preissensibilität von Passagieren im Luftverkehr ist bekanntlich sehr hoch. Ferner handelt es sich in der Phase des Revenue Managements um die Buchungsklassensteuerung. Es erfolgen kurzfristige Tarif- und Preisanpassungen, sowie kurzfristige Flugplan- und Fluggeräteanpassungen. Dies wird auch durch den geringen Planungshorizont von einem halben Jahr bis hin zum Abflug deutlich.